EIN LIVING MUSEUM
ist ein offener und farbenfroher Ort, der erwachsenen, psychisch beeinträchtigten Menschen freies, künstlerisches Schaffen ermöglicht und ihnen dazu eine tragende soziale Gemeinschaft bietet. Es ist offenes Atelier, Kunstraum und Museum für zeitgenössische Kunst in einem und steht in einem aktiven Austausch mit der Öffentlichkeit. Ein Living Museum ist ein Kunst Asyl für bis zu 150 psychisch beeinträchtigte Menschen im Regelbetrieb. Durch seinen hohen Selbstverwaltungsanteil kann es kosteneffizient geführt werden.
SOZIALER WANDEL
Das Living Museum ermöglicht durch eine inklusive, warme und freundliche Atmosphäre sowie langjährige Beziehungen einen sozialen Wandel für psychisch beeinträchtigte Menschen. Es ermöglicht Partizipation von isolierten Menschen in einer liebevollen und fürsorglichen Umgebung. Ihre Verletzlichkeit und Sensibilität wirkt als treibende Kraft in der Kunst (Greczynski, B.; 1985). Credo im Living Museum ist der von Joseph Beuys geprägte erweiterte Kunstbegriff «Jeder Mensch erschafft sich seinen eigenen Lebensentwurf. Jeder Mensch ist ein Künstler.»
WIE FUNKTIONIERT EIN LIVING MUSEUM
Das Living Museum dient als eine Art «Kunst Asyl» (Hollander, K.; 1993), in welchem soziale Beziehungen angeboten werden. Vorteile wie Freundschaft, Respekt und Wertschätzung kommen zum Tragen (Marton, J.; 2002). Autonomie und Begegnungen unter Gleichbetroffenen steigern erwiesenermassen die Behandlungsbereitschaft und den Therapieeffekt (Segal, S. et al., 1995; Norcross, J.C.; 2006). Entsprechend vermindert diese Form von sozialer Gemeinschaft Rehospitalisationen und soziale Isolation.
STRESSFREIE ATMOSPHÄRE
«Einen stressfreien Raum zu kreieren, besitzt oberste Priorität, um kreatives Arbeiten zu ermöglichen.» (Marton, J.; 2004). Psychische Krankheit ist mit erhöhter Stressintoleranz verbunden. In unserer Gesellschaft schliessen wir psychisch beeinträchtigte Menschen aus. Sie können dem hohen Leistungsdruck in unserer heutigen Arbeitswelt nicht standhalten. Im Living Museum können sie sich individuell Zeit und Raum nehmen, um Kunst zu schaffen. Hier gibt es keinen Druck. Anstatt ohne Tagesstruktur und isoliert leben zu müssen, können sie ihre Lebenszeit mit Sinnhaftigkeit durch künstlerische Arbeit füllen.
DANK EFFEKTIVEN THERAPIEN
können psychisch beeinträchtigte Menschen heute schneller stabilisiert werden, weshalb sie früher aus dem stationären Setting entlassen werden. Unsere Gesellschaft ist heute aber noch nicht genügend bereit für Integration und Inklusion. Es gibt zu wenig geeignete und stressfreie Arbeitsplätze für psychisch beeinträchtigte Menschen, weshalb sie weder eine Aufgabe und Rolle haben noch Integration finden. Dies führt zu weiteren Hospitalisationen und/oder sozialer Isolation. Living Museen sind ein Teil der Lösung für diese grosse Herausforderung in unserer Gesellschaft.
PERFORMANCE
Alles im Living Museum ist in Transformation begriffen, es gibt keinen Stillstand. Künstlerische und persönliche Entwicklungen resultieren aus diesem Zustand. Inspiration entsteht vor allem auch dadurch, dass die kreative Energie, die im Raum schwebt, alle infiziert und zum schöpferischen Gestalten anregt. Die Vision des Living Museums ist, dass weltweit Living Museen entstehen und psychisch beeinträchtigte Menschen untereinander in Verbindung kommen – die aus dieser Vision entstandene Kunstbewegung «Transutopia» hat dies zum Ziel. Der Prozess hat begonnen und wächst beständig weiter. «Das Ziel des Projekts ist in erster Linie ein künstlerisches: das Schaffen eines gigantischen visionären Raums in einem kontinuierlichen Prozess der Mutation, in dem Wandmalereien, Installationen, Skulpturen, Gemälde und Gedichte entstehen, welche die Aussenwelt widerspiegeln.» (Greczynski, B.; 1985).
«KUNST IST JA THERAPIE»
sagte Joseph Beuys (1921-1986) und Louise Bourgeois (1911-2010) vertrat die Ansicht, dass Kunst Gesundheit garantiert: «Art is a guaranty of sanity.» Die Identitätsveränderung vom psychisch Beeinträchtigten zum Künstler ist heilsam (Marton, J.; 2002). Künstlerisches Schaffen kann zu einem Spannungsabbau, zum Ordnen von innerem Chaos, zu Katharsis und zum Abbau von Angst führen. Angeschlagenes Selbstbewusstsein wird im Living Museum wieder aufgebaut. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen können hier ihr künstlerisches Denken und Handeln auf- und ausbauen. «Hier kann man lernen gross zu sein und Visionen zu schaffen» (Marton, J.; 2004). Die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen im Raum entsteht durch die aktive künstlerische Aneignung des Aussenraumes (Ehemann, R.; 2004). Hoffnung lebt im künstlerischen Prozess wieder auf.
Das Projekt wird unterstützt von: